Ferdinand Porsche

(17.04.2012)

Porsche, Ferdinand (1875-1951), Ingenieur und Konstrukteur von Kraftfahrzeugen.

Ferdinand Porsche wurde am 3. September 1875 in Maffersdorf (kleines Dorf in Böhmen, heutiges Tschechien) geboren. Als Sohn des Blechschmieds und Klempners Anton Porsche sollte er den elterlichen Betrieb übernehmen. Bereits als Jugendlicher war Porsche stark an technischen Dingen aller Art interessiert und führte das eine oder andere "Experiment" auf dem Dachboden seines Elternhauses durch. Sein Vater war stinksauer und veräzte sich einmal mit Batteriesäure, als er den Versuchsaufbau von Ferdinand zertreten wollte. So gelang es ihm beispielsweise im Alter von 16 Jahren ohne fremde Hilfe elektrisches Licht, Kabel, Schalter, Generator, Türglocke und sogar eine Türsprechanlage in der elterlichen Wohnung zu installieren - für damalige Verhältnisse eine Sensation.

Die Nachfolge im elterlichen Betrieb übernahm später sein jüngerer Bruder. Ferdinand durfte abends die Gewerbeschule in Reichenberg besuchen. Mit 18 machte er in Wien eine Lehre bei dem Elektrounternehmen Bela Egger, wo er nach 4 Jahren Chef der Versuchsabteilung wurde.

Seine berufliche Laufbahn führte ihn zur Jakob Lohner Hofkutschenfabrik in Wien. Hier entwickelte er 1897 ein Elektrofahrzeug mit Radnabenmotor auf jeder Radnarbe (= Allradfahrzeug), die "Porsche-Lohner-Chaise". Dieses Fahrzeug wurde auf der Weltausstellung 1900 in Paris zu einer automobilen Sensation. Später wurden die schweren Bordbatterien durch einen Benzinmotor mit Generator zur Stromerzeugung ersetzt. Porsche nannte es "Mischantrieb". Heute werden derartige Konzepte als "Hybridantrieb" oder "Bivalentes Antriebskonzept" bezeichnet.

Diesen Mischantrieb verwendete Porsche übrigens auch später für eine Konstruktion, die nur wenige mit Ferdinand Porsche in Verbindung bringen : Er entwickelte eine Zugmaschine zum Transport des größten Geschützes des ersten Weltkrieges, der "Dicken Bertha" (benannt nach Bertha Krupp aus Essen, Frau von Altfried Krupp). Dieser Mörser wurde von Skoda entwickelt und bei Krupp in Essen gefertigt. Das Gewicht der Kanone lag bei 26 Tonnen. Porsche verwendete 6 Zugmaschinen mit jeweils 150 PS, die alle einen 8-Rädrigen Anhänger zogen. Alle 48 Räder hatten diesen Radnabenantrieb.

Dieser Mischantrieb wurde auch beim im zweiten Weltkrieg eingesetzten deutschen Panzer Tiger (56 Tonnen schwer) eingesetzt. Porsche entwickelte ebenfalls den 180 Tonnen (!) schweren Panzer "Maus" mit Mischantrieb. Zum Vergleich : Der Kampfpanzer Leopard der Bundeswehr hat je nach Version ein Gewicht von 55-60 Tonnen.

1906 wechselte Porsche zur österreichischen Motoren-Gesellschaft Austro-Daimler. Dort befasste sich der damals 31 Jahre alte Konstrukteur u. a. mit der Entwicklung von Gebrauchsfahrzeugen, Flugmotoren und Sportwagen. Bereits 1908 erschienen seine ersten Flugmotoren für Luftschiffe und "Aeroplane".

In dieser Zeit brachte Porsche dem Automobilrennsport nicht nur durch seine Konstruktionen neue Impulse, er fuhr selbst Rennen. Sein Durchbruch auf diesem Gebiet gelang ihm mit dem Sieg der Prinz-Heinrich-Fahrt 1910 - der prominenteste Teilnehmer dieses Rennens war Prinz Heinrich von Preußen (Prinz Heinrich ist übrigens der Erfinder vom Scheibenwischer). Die 1 944 Kilometer lange Strecke startete in Berlin und führte über Braunschweig, Kassel, Nürnberg, Straßburg und Metz nach Bad Homburg.

1916 wurde Porsche Generaldirektor bei Austro-Daimler. Während des 1. Weltkrieges baute Porsche verschiedene Militärnutzfahrzeuge (u. a. auch mit Vierradantrieb). Als nach dem Krieg die zivile Automobilproduktion bei Daimler wieder aufgenommen werden konnte (um 1919) beabsichtigte Porsche auch kleinere Sportwagen zu entwickeln. Als Ergebnis folgte ein leichtes Rennfahrzeug mit 1 100 Kubikzentimeter Hubraum, das nach dem österreichischen Rennfahrer Graf Sascha Kolowrat auf "Typ Sascha" getauft wurde. "Typ Sascha" kam auf vielen Rennstrecken (z. B. der Targa Florio) zum Einsatz.

1923 ging Porsche zur Daimler-Motoren-AG (Fusion mit Benz war erst 1926) nach Untertürkheim (Stuttgart) und war dort technischer Direktor und Vorstandsmitglied. In dieser Zeit baute er weitere Rennwagen wie z. B. den "S" und den "SSK". 1931 machte sich der mittlerweile 56-Jährige selbständig und gründete sein eigenes Konstruktionsbüro in Stuttgart (heute: Porsche AG). Neben der Entwicklung von Rennwagen hatte Porsche auch die Idee ein für die Allgemeinheit brauchbares Kleinfahrzeug zu bauen. Der erste Auftrag für sein Unternehmen stammte von der Firma Zündapp und machte die ersten Schritte zur Verwirklichung dieser Idee möglich. Zwar entstanden nur Prototypen, aber die Entwürfe ließen bereits die Formen des später folgenden Volkswagens (s. u.) erkennen. Etwa Mitte der dreißiger Jahre entsteht der Auto-Union-Rennwagen, aber der "VW" zählt zu den bedeutendsten Erfindungen Porsches.

1935 erhielt er von der damaligen Regierung den Auftrag, den Volkswagen zu konzipieren. Porsche wurde gleichzeitig mit der Planung des Volkswagenwerkes in Wolfsburg betraut, das er bis 1945 auch leitete. Nach diversen Vorläufern und zahlreichen Testreihen ging aus dieser Arbeit, die er zusammen mit seinem Sohn Ferry durchführte, der VW-Käfer hervor. Die Serienproduktion des Käfers begann allerdings erst nach dem 2. Weltkrieg 1946. Während des Krieges konstruierte Porsche verschiedene Automobil- und Flugmotoren. Gegen Kriegsende geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, gemeinsam mit seinem Partner Dr. Anton Piech, aus der er nach 22 Monaten (1947) entlassen wurde. Von den Folgen der Gefangenschaft erholte er sich nie.

Bereits 1944 war das Stuttgarter Konstruktionsbüro nach Gmünd in Kärnten verlegt worden. Mit allen Vollmachten ausgestattet übernahm Porsches Sohn Ferry die Leitung des Betriebes. Ferry Porsche baute das Unternehmen zu einem Produktionsbetrieb für Sportwagen aus, es begann ein neuer Abschnitt in der Porsche-Geschichte. Ferdinand Porsche konnte die ersten Erfolge dieses Projektes noch miterleben. Im Spätherbst 1950, im Alter von 75 Jahren erlitt er einen Schlaganfall, und verstarb am 30. Januar 1951 in Stuttgart.

Ferninand Porsche's Kinder und Enkel :

Am 19. September 1909 wurde Ferdinands Sohn Ferry Porsche geboren, der eigentliche Gründer vom Sportwagenhersteller Porsche und Konstrukteur vom ersten als Porsche bezeichneten Sportwagen, Typ 356. Er verstarb am 27. März 1998 im Alter von 88 Jahren. 1998, das Jahr des 50. Firmenjubiläums (u.a. Porsche 911 GT1 Doppelsieg in LeMans), in den auch Enzo Ferrari starb. Ferry Porsche machte seine Lehre bei Bosch. Mit 21 Jahren trat er in den väterlichen Betrieb ein, dem Konstruktionsbüro Porsche.

Ferrys 5 Jahre ältere Schwester Luise heiratete den Sohn von Ferdinand Porsches Partner Dr. Anton Piech. Der gemeinsame Sohn ist übrigens Ferdinand Piech. Dieser entwickelte maßgeblich den Porsche 906 - 908 - 910, sowie den Sechszylinder für den Porsche 911. Anfang der 80er Jahre wurde er Technikvorstand von Audi, entwickelte dort den Allradantrieb (Quattro, der legändäre S1, Rallye-Erfolge mit Walter Röhrl). Später Vorstandsvorsizender von Volkswagen, entwickelte auch den W18. Ferdinad Piech wird übrigens als "Spaltmassfetischist" bezeichnet.

Ferry Porsches ältester Sohn Ferdinand Alexander "Butzi" Porsche wurde 1935 geboren und ist für das Design vom Porsche 911 und Porsche 904 verantwortlich. Er verstarb vom 5. April 2012 im Alter von 76 Jahren in Salzburg. "Als Schöpfer des Porsche 911 hat er in unserem Unternehmen eine Designkultur begründet, die unsere Sportwagen bis heute prägt", sagte Porsche-Vorstandsvorsitzender Matthias Müller. 1972 verlies er den Automobilhersteller und gründete das Unternehmen Porsche Design. Zu den Produkten seiner Design Firma zählen z.B. Kaffemaschinen sowie die riesigen Sonenbrillen, wie sie in den 80er Jahren hip waren. Bis 2005 war er als Anteilseigner im Aufsichtsrat des Sportwagenbauers.


Quellen :
  • Maurice Wiederhold
  • Christian Kohlmann



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